Wer kann mir helfen?Eine Übersicht, wo du dir Hilfe holen kannst
Es gibt viele Möglichkeiten, sich bei häuslicher Gewalt Hilfe zu holen. Hier findest du einige Bespiele.
-
Hilfe von Freunden
-
Es kann gut tun, mit Freunden und Freundinnen zu reden. Sie sind meist gleich alt und können das Verhalten deiner und ihrer Eltern miteinander vergleichen. Das hilft euch einzuschätzen, was daran normal und was daran extrem ist. Wenn du dich nicht zu einer Beratungsstelle oder zum Jugendamt traust, können sie dich begleiten.
Es kann allerdings von Nachteil sein, wenn Freunde zu sehr mit dir mit leiden. Dann seid ihr so damit beschäftigt zu reden und zu fühlen, dass ihr eventuell vergesst zu handeln.
-
Hilfe von erwachsenen Bekannten und Verwandten
-
Erwachsene außerhalb der engen Familie können eine gute Unterstützung sein. Sie können sich im positiven Sinne einmischen und für dich Partei ergreifen. Sie können für dich Informationen einholen und Hilfe organisieren und dich auf deinem Weg begleiten. Oft haben sie Erfahrung damit, wie man mit schwierigen Situationen umgehen kann und können gut zuhören und trösten.
Manche Erwachsene hören gut zu und trösten, scheuen sich aber mehr Verantwortung zu übernehmen, weil sie keinen Ärger haben wollen. Sie können dich nicht ohne Erlaubnis der Personen, die für dich das Sorgerecht haben, aufnehmen und schützen. Sie können dich aber natürlich der Polizei oder den Notdiensten übergeben, die dich auch gegen den Willen deiner Eltern schützen können.
-
Hilfe von LehrerInnen, SozialarbeiterInnen, KursleiterInnen
-
Viele Menschen, die sich haupt- oder nebenberuflich für junge Menschen engagieren, tun das gerne und aus Überzeugung. Sie sind daran interessiert, dass es ihren Schützlingen gut geht. Viele werden sich deiner annehmen, wenn du dich ihnen anvertraust. Und viele von ihnen kennen sich im Hilfesystem gut genug aus, um dir raten zu können, wohin du dich wenden kannst. Verlass dich auf deinen Instinkt: wenn du jemanden als offen und freundlich, als zugewandt und interessiert erlebst, traue dich, um ein persönliches Gespräch zu bitten.
Es gibt Kinder und Jugendliche, deren Eltern so streng sind, dass sie keine unbeobachtete freie Zeit haben. Sie können die Stunden in der Schule, im Chor, im Sportverein nutzen, um sich jemandem anzuvertrauen. VertrauenslehrerInnen, KlassenlehrerInnen, SchulsozialarbeiterInnen oder KursleiterInnen werden dich schützen und den Kontakt zu den Notdiensten oder zum Jugendamt herstellen.
-
Hilfe von der Polizei
-
Traue dich in akuter Not die Polizei zu rufen.
Polizeinotruf: 133
Euronotruf: 112Sie kommen vor Ort und holen dich aus gefährlichen Situationen heraus. Wenn du nicht zu deinen Eltern oder anderen sorgeberechtigten Menschen willst, bringen sie dich je nach Alter zum Amt für Jugend und Familie oder in eine Kriseneinrichtung für Kinder. Kein Kind, kein/e Jugendliche/r wird gegen seinen oder ihren Willen zu gewalttätigen oder bedrohlichen Erwachsenen zurückgegeben. Die Polizei ist in Fällen von Kindeswohlgefährdung wirklich dein „Freund und Helfer“.
-
Hilfe von den Telefonnotdiensten
-
zum Beispiel: Kindernotruf, Opfernotruf, Rat auf Draht, Frauenhelpline, Männerberatung, Kinder und Jugendanwaltschaften oder Kinderschutzzentren!
Nähere Infos auf Adressen & Links
Tag und Nacht stehen dir die Notdienste zur Verfügung. Rund um die Uhr arbeiten hier professionelle HelferInnen.
Die SozialarbeiterInnen der Notdienste helfen, eskalierende Situationen in Familien zu entschärfen und dadurch vorzubeugen, dass es zu Gewalt und Vernachlässigung oder anderen Formen der Kindeswohlgefährdung kommt. Sie greifen aber auch ein, wo bereits Gewalt im Spiel ist. So weit es geht, versuchen sie Eltern und Kinder an einen Tisch zu bekommen. Dann können sie sich ein Bild vom Zusammenspiel der Familienmitglieder machen. Diese Gespräche können nur stattfinden, wenn für die Sicherheit aller garantiert werden kann.
Manchmal erfahren die Notdienste leider erst von den Nöten der Kinder und Jugendlichen, wenn diese viel zu lange schon unter ständiger Androhung oder Ausübung von Gewalt leiden mussten. Eltern, die schlagen oder untereinander gewalttätig sind, sind erstaunlich oft froh, dass Hilfe von außen kommt. Meist leiden alle unter der Situation und wünschen sich ein besseres Zusammenleben. Solche Familie sind gesprächsbereit, leugnen die Probleme nicht und arbeiten freiwillig mit.
In anderen Familien kann es einen gewalttätigen Mann geben, der alle anderen Familienmitglieder tyrannisiert und Einmischung von außen als unverschämt empfindet. Er glaubt ein Recht darauf zu haben, mit seiner Familie zu tun und zu lassen, was er will. In solchen Extremfällen wird den Männern kein Gesprächsangebot gemacht. Frauen und Kinder werden vor weiterer Gewalt geschützt, Wege aus der Gewalt werden aufgezeigt.
Die Notdienste sind Krisendienste und bieten in Krisensituationen Unterkunft, Versorgung, Schutz und Beratung.
Das solltest du noch wissen:
Jugendämter und Notdienste klären die akute Gefährdungssituation und übernehmen die Verantwortung für deine Sicherheit.
- Du wirst nicht gezwungen mit gewalttätigen Menschen zu reden, wenn du dich dem nicht gewachsen fühlst.
- Du wirst ermutigt zu sprechen.
- Es wird dir geglaubt.
- Es wird dir geholfen.
- Du wirst geschützt.
- Es wird gefragt, wie es dir geht und welche Hilfe du dir wünschst.
- Deine Wünsche werden soweit es geht berücksichtigt.
- Du wirst nicht zu Entscheidungen gedrängt.
- Gemeinsam wird nach einer Lösung gesucht, die du mittragen kannst.
-
Hilfe vom Jugendamt
-
Das Jugendamt – bzw. das Amt für Jugend und Familie - ist im Auftrag des Staates tätig. Es hat die Aufgabe, dort tätig zu werden, wo Eltern ihre Kinder vernachlässigen, seelisch und körperlich verletzen und ihren Erziehungspflichten nicht nachkommen. Um einschreiten zu können, muss das Jugendamt erfahren, dass Hilfe gebraucht wird. Jugendliche und Kinder können sich selbstständig ans Jugendamt wenden. Nachbarn oder andere besorgte Erwachsene können das Jugendamt im Wohnbezirk anrufen oder aufsuchen und erzählen, warum sie sich Sorgen machen. Sie können auch eine anonyme Meldung beim Jugendamt machen.
Polizei, Schulen, Spitäler ebenso wie Privatpersonen teilen dem Jugendamt mit, wenn aus ihrer Sicht eine mögliche Gefährdung von Kindern und Jugendlichen droht oder schon besteht. Die Polizei berichtet über Einsätze bei Gewalt in der Familie. Die Polizei kann veranlassen, dass ein gewalttätiger Elternteil die Wohnung oder das Haus für eine bestimmte Zeit verlassen muss und informiert davon das zuständige Jugendamt, wenn Kinder im Haushalt leben. Im Jugendamt wird entschieden, ob eine Familie eingeladen wird oder eine sofortige Kontaktaufnahme - wie z.B. ein Hausbesuch - sein muss. Der oder die zuständige SozialarbeiterIn versucht, so viel wie möglich über die Beziehung der Familienmitglieder untereinander in Erfahrung zu bringen, um heraus zu finden, welche Form der Hilfe gebraucht wird.
Es gibt Hilfen in den Familien, d. h. du bleibst zu Hause wohnen und die Hilfe kommt regelmäßig durch MitarbeiterInnen oder SozialarbeiterInnen ins Haus. Ist dies nötig, gibt es auch kurzzeitige Unterbringungen in Kriseneinrichtungen, von wo aus geklärt wird, ob die Rückkehr nach Hause irgendwann möglich sein könnte oder nicht. Wenn eine Rückkehr vorerst nicht möglich ist, können Kinder und Jugendliche in Wohngemeinschaften oder bei Pflegefamilien leben.
-
Hilfe von den Kinder- und Jugendanwaltschaften
-
In jedem Bundesland Österreichs gibt es eine Kinder- und Jugendanwaltschaft, eine Service- und Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche. Wenn du dich zu einer speziellen Situation rechtlich beraten lassen willst oder einfach Informationen brauchst, kannst du dort anrufen. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft versucht auch bei Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen zwischen Kindern/Jugendlichen, Eltern und sonstigen Beteiligten zu vermitteln.
Alle Adressen, Telefonnummern und Informationen sind auf folgender Homepage zu finden: www.kija.at
-
Hilfe von den Kinderschutzzentren
-
In ganz Österreich gibt es Kinderschutzzentren. Dorthin kannst du dich wenden, wenn du eine Beratung brauchst. Die Gespräche sind kostenlos, vertraulich und anonym. Das heißt du musst keinerlei Daten wie zum Beispiel deinen Namen oder Wohnort bekannt geben.
Alle Adressen, Telefonnummern und Informationen sind auf folgender Homepage zu finden: www.oe-kinderschutzzentren.at